Montag, 24. Juni 2013

Lieber Besucher meines Blogs,

ich möchte Ihnen hier einen offenen Brief an den VDH, geschrieben von einer Tierärtzin, vorstellen. Ich bewundere den Mut und die Courage der Frau! Es ist dringend erforderlich, das wir Züchter nicht die Augen verschließen vor den Problemen unserer Rassehunde. Es muß aufhören, das immer die extremsten Tiere zur Zucht eingesetzt werden, die Zuchtauslese muß schwerpunktmäßig erst auf Gesundheit, dann auf Wesen, und erst als letztes auf Schönheit selektiert werden. Auch Sie, lieber Interessent und lieber Welpenkäufer haben es in der Hand: Kaufen Sie nicht mehr diese überzüchteten, kranken Kreaturen, geben Sie Hunden von Züchtern, die Wert auf gesunde, lebensfrohe Hunde legen, den Vorzug!
In meiner Zuchtstätte werden nur gesunde Hunde zur Zucht eingesetzt. Meine Boxer haben richtige Nasen, so wie es ganz früher mal war. Meine Bullys haben zwar noch eine gemäßigte Nasenfalte, aber eine richtige Nase. Sie schnorcheln nicht, können auch bei Hitze spielen und rumtoben. Die Keilwirbel-Problematik muß bei den Bullys auch beachtet werden. Meine Hunde werden untersucht und nur bei einem geringgradigen Keilwirbel (wie bei meiner Wilma) bin ich zu Kompromissen bereit. Als Ausgleich hat der ausgewählte Rüde keinen einzigen Keilwirbel. Bei Patella ist man mittlerweile so weit, das man nur freie Tiere in der Zucht einsetzen sollte.

Aber nun, hier ist der erwähnte Brief:

Sehr geehrte Damen und Herren,

welch ein Hohn, wenn man die Bilder in der Reportage und auch auf jeder der von Ihnen veranstalteten Ausstellungen sieht. 
Ich war mehrfach in Dortmund, was ich da gesehen habe, lässt mir als Tierärztin das Herz bluten! 
Meine Konsequenz daraus ist, dass ich solche Veranstaltungen meide, in Büchern und Artikeln aufkläre, und mich leider sehr schwer tue, Ihren Verband als Verband für das deutsche Hundewesen zu sehen - wenn man sich die auf Ihren Veranstaltungen prämierten Hunde anschaut, muss man wohl leider eher vom Verband für das deutsche HundeUNwesen reden. 
Denn wenn Sie sich wirklich um das Hundewesen in Deutschland kümmern würden, wäre es nicht möglich, dass auf derartigen Veranstaltungen diejenigen die dicksten Pokale im Arm haben, an deren Leinenende sich die schlimmsten Qualzuchten befinden. 
Hunde denen die Möglichkeit zum Atmen genommen wurde; Hunde, die nicht mehr laufen können;
Hunde, die nicht mehr in der Lage sind, mit Artgenossen zu kommunizieren;
Hunde, deren Aufgabe ursprünglich die Jagd war, die aber aufgrund der langen Ohren die Nase nicht mehr auf den Boden bekommen, ohne über ihre Ohren zu stolpern;
Hunde bei denen es schwerfällt, das Gesicht zu erkennen, weil es unter Massen von Falten verschwinden;
Hunde, deren Augenlider auf der Höhe der Oberlippe sitzen, weil das Ektropium züchterisch gewollt ist;
Hunde, die mit einem Erwachsenengewicht von einem Kilogramm nicht mehr lebensfähig sind;
Hunde, die aufgrund eines völlig verquasten Schönheitsideals nicht mehr in der Lage sind, Nachwuchs auf natürlichem Wege zu gebären;
Hunde, bei denen der Hydrocephalus das Kindchenschema unterstreichen soll;
Hunde, die im Stehen mit dem Bauch den Boden berühren, weil Beine fast nicht mehr vorhanden sind;
Hunde, deren Rücken immer noch länger werden, so dass massive gesundheitliche Probleme vorprogrammiert sind;
Hunde, die nichts mehr mit dem Rassestandard von vor 50 Jahren gemein haben;
Hunde, deren Kleinhirn in der Schädelhöhle keinen Platz mehr findet;
Hunde, die oft nicht mehr in der Lage sind, die Aufgaben, für die sie ursprünglich gezüchtet wurden, zu erfüllen.

Die Liste liesse sich leider endlos weiterführen.

Warum wird von Seiten des VdH nicht eingegriffen, endlich ein klares Zeichen gesetzt? 
Warum werden solche Hunde weiterhin prämiert?
Wie kann ein Verband wie der Ihre so etwas mit ruhigem Gewissen fördern?
Warum können Menschen Hunde bei VdH-Züchtern kaufen, denen kein normales Leben mehr möglich ist, und die ohne teure Operationen oft gar nicht lebensfähig sind?

Natürlich geht die Kritik nicht nur an den VdH (der aber als Verband in meinen Augen längst hätte handeln müssen), sondern auch an diejenigen, die solche Hunde produzieren und verkaufen und natürlich an die Käufer solcher Hunde, die das gute Geschäft mit dem Leid dadurch unterstützen.

Leider (ein Schelm, wer böses dabei denkt) kann man auf Ihrer Seite keine Kommentare posten, so dass mir nur der Weg über eine private Nachricht bleibt. 
Stellen Sie doch bitte dieses Mail auf Ihre Seite zur Diskussion?! Ich werde es auf meiner Seite verbreiten....

Ich verbleibe in Erwartung Ihrer Stellungnahme mit freundlichen Grüßen,

Sophie Strodtbeck,
Tierärztin

1 Kommentar:

  1. Sehr gut, und den Nagel auf den Kopf getroffen. Besser kann man es nicht sagen. Doch leider sind es viel zu wenige Tierärzte die den Mund auf machen und das Spiel des VDH nicht mit spielen.

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